@kami_kadse @tante Wenn wie zu erwarten alle Versuche der Eindämmung der Klimakrise versagen (weil sie zu kurz gedacht sind, nicht hinreichend radikal*, und die Klimakrise nicht als den Teil der komplexen Polykrisis betrachten, der sie ist), dann werden in den kommenden Jahrzehnten weite Teile der Welt komplett unbewohnbar, dann sind um die Jahrhundertmitte herum 1-2 Milliarden Menschen auf der Flucht nach Norden, wo es noch nicht so heiß ist, daß man gekocht wird. Genug zu essen gibt es dann auch nicht mehr, globale Hungersnot ist dann angesagt.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, daß es spätestens dann Neuauflagen des industriellen Massenmords geben wird, welcher die Vernichtungslager des 3. Reiches um Größenordnungen übertreffen wird. Nicht nur in Deutschland, sondern in allen möglichen Ländern wird man Menschen sortieren in diejenigen, welche leben dürfen, und die, die sterben müssen. Vielleicht wird man versuchen, das zu verschleiern, vielleicht wird man die Menschen mit großem Tamtam in flüssigem Stickstoff einfrieren und dem dummen Volk weismachen, daß man sie irgendwann in ferner Zukunft, wenn alle Probleme gelöst sind, lebendig auftauen kann, aber dabei heimlich die gefrorenen Leichen entsorgen, weil man gar nicht die Kapazitäten hat, um alle zu lagern. Vielleicht wird man auch behaupten, man könne das Bewußtsein von Menschen digitalisieren und sie auf Computern speichern, um ihnen in ferner Zukunft neue Körper zu klonen. Was immer geeignet ist, um den Massenmord zu beschönigen.
Hauptsache, der Kapitalismus rollt bis zum bitteren Ende -- und wenn das Ende kommt und die alte Zivilisation endgültig zerfällt, übernehmen die Warlords und Banden, aus denen dann in dem kommenden Jahrhunderten der nächste Adel hervorgeht, bis die umkippende Biosphäre nicht einmal dafür noch genug Stabilität bietet und nur noch schlichte Stammesgesellschaften bleiben.
Was jetzt passieren müßte, ist so unfaßbar radikal, daß es nicht passieren wird - eine sofortige ökosozialistische Weltrevolution würde vielleicht gerade eben so ausreichen. In ein paar Jahren wird selbst das nicht mehr viel helfen. Solange alle weiter auf Wachstum setzen, solange auch China sagt, daß sie nicht komplett aus den fossilen Brennstoffen aussteigen können, weil sie weiter Wirtschaftswachstum haben wollen, und solange niemand ernsthaft einmal alle wie auch immer gearteten technischen, landwirtschaftlichen, soziokulturellen, zivilisatorischen Prozesse auseinandernimmt und ganz hart auf ökologische Nachhaltigkeit umbaut, so daß die Menschheit insgesamt wieder zu einem anständig funktionierenden Teil der Ökosysteme wird, in denen sie lebt, ist der Kollaps unausweichlich, und der Verlauf des Kollaps wird für die nächsten Jahrhunderte die Rahmenbedingungen für alles menschliche Leben auf diesem Planeten setzen.
Fest steht, daß es für die Zivilisation des Maschinenzeitalters keine Zukunft mehr geben wird, dafür hätten wir spätestens vor 20 Jahren global als Gesamtmenschheit ganz hart nach grün-links abbiegen müssen, oder vor 40 Jahren noch ganz entspannt. Diese Zivilisation wird enden, die Frage ist nur, ob es danach noch eine gibt, oder ob wir den Planeten so destabilisieren, daß es nie wieder eine Zivilisation gibt, sondern bestenfalls noch Stämme und Clans in kleinen Dörfern. Wenn es eine zukünftige Zivilisation gibt, dann wird die technologisch wohl nie wieder komplexer werden als die klassische Antike oder die Renaissance, weil wir die für Großindustrie notwendigen Ressourcen verbraten haben.
*lat. radix, radicis - Wurzel; anstatt an Symptomen herumzudoktern, müssen wir die Ursachen angehen, und dummerweise ist eine der Hauptursachen der Polykrisis der Kapitalismus